Volkswirtschaftsdepartement Kanton Appenzell Innerrhoden

Nachfolge frühzeitig aufgleisen

Sowohl interne als auch externe Lösungen sind zielführend

Schweizweit betrachtet zeigt sich, dass in den nächsten Jahren viele KMU vor der Herausforderung stehen, eine geeignete Nachfolge für die Geschäftsleitung zu finden. Laut einer Studie des Wirtschaftsinformationsdiensts Dun & Bradstreet von April 2022 besteht bei über 90 000 KMU direkter Handlungsbedarf.

Konkret hat dies Auswirkungen auf rund eine halbe Million Arbeitsplätze, aber auch auf die Steuereinnahmen und der Verlust von wertvollem Know-how. Unternehmen mit maximal 49 Beschäftigten sind von der Nachfolgeproblematik mehr betroffen als grössere Firmen. Wenn es um die Frage geht, wie viele Unternehmen aktuell eine überalterte Geschäftsleitung aufweisen, liegt die Ostschweiz auf Platz 2 hinter der Nordwestschweiz. Im Branchenvergleich hat das Druck- und Verlagsgewerbe das grösste Nachfolgeproblem, gefolgt von Architekturbüros, Unternehmens- und Steuerberatungen sowie Reparaturdiensten. Weniger stark spürbar sind Nachfolgeproblematiken in Unternehmen, die auf persönliche Dienstleistungen, Gesundheitsdienste und Informatik spezialisiert sind. Viele Firmeninhaberinnen und -inhaber wünschen sich eine familieninterne Lösung, doch nicht immer können oder wollen die Kinder das Unternehmen weiterführen. Sofern sich keine interne Nachfolge finden lässt, können externe Lösungen durchaus neue Chancen für das Unternehmen und die Mitarbeitenden bringen.

Verkauf an Stiftung

Diese Erfahrung hat auch Gabriela Manser von der Goba AG gemacht. Ihr ging es bei den Überlegungen zur Firmennachfolge in erster Linie darum, die Appenzeller Mineralwasserquelle in der bestehenden Struktur zu erhalten. Ein Verkauf an einen Mitbewerber hätte allenfalls eine Umstrukturierung oder eine Veränderung der starken Unternehmenskultur zur Folge gehabt. Deshalb hat sich Gabriela Manser mit der F. G. Pfister Stiftung ausgetauscht und nach einer Lösung gesucht, welche für beide Seiten stimmig ist. Per März 2022 hat die Stiftung schliesslich 90 Prozent der Aktien der Goba AG übernommen. Gabriela Manser ist als Verwaltungsratspräsidentin weiterhin eng in alle strategischen Entscheidungen involviert und stellt damit sicher, dass die Stiftung die Firmenphilosophie der Goba weiterträgt. Neuer Vorsitzender der Geschäftsleitung ist Kurt Widmer. Zusammen mit Silvia Wetli, Roland Wehrli und allen 77 Mitarbeitenden entwickeln sie die Goba Mineralquelle und Manufaktur weiter. «Wir blicken erfüllt auf die Übernahme durch die Stiftung wie auch deren Neuformation unserer Geschäftsleitung zurück. Gabriela Manser hat uns früh mit auf diese Reise genommen und wir konnten so aktiv am Gestaltungs- und Veränderungsprozess teilnehmen. Dies war einer der wichtigsten Schlüssel hierfür», erläutert Kurt Widmer.

Interne Lösung

Auch bei der KUK Group haben sich die beiden Firmengründer Bruno und Hansueli Koster beizeiten mit der Nachfolge befasst. Das Unternehmen beschäftigt an sieben weltweiten Standorten über 1000 Mitarbeitende, weshalb es ihnen ein Anliegen war, eine nachhaltige Lösung zu finden. Manuel Inauen trat im Jahr 2012 ins Unternehmen ein und war seither in verschiedenen Positionen tätig. Dadurch erhielt er einen breiten Einblick in die strategischen und unternehmerischen Entscheidungen. Nach rund 30 Jahren CEO-Tätigkeit hat Hansueli Koster die Leitung per Frühling 2021 an Manuel Inauen übergeben. Hansueli Koster ist weiterhin in beratender Funktion im Unternehmen tätig. Manuel Inauen: «In unserem Nischengeschäft war es von grossem Vorteil, dass das technische Know-how über mehrere Jahre an die neue Geschäftsleitung übertragen werden konnte. Kritische Entscheide führe ich bis heute noch im Dialog mit Hansueli Koster aus. Für die Zukunft sind wir sehr optimistisch, da KUK die Nachfolgeplanung rechtzeitig aufgegleist hatte und wir mit unserer Produktionspalette in mehreren Branchen stark positioniert sind. Die Wachstumsstrategie wird konsequent weiterverfolgt.»

Familiennachfolge

Mit über 100 Jahren Geschäftstätigkeit ist die Weishaupt AG Innenausbau im Gewerbe fest verankert. Das Unternehmen wurde von Anton Weishaupt-Sutter gegründet und über die Jahre hinweg laufend an die nächste Generation weitergegeben. Im Jahr 2017 trat schliesslich die Urenkelin des Firmengründers ins Unternehmen ein – und damit auch die erste Frau in der Geschäftsführung. «Spezielle Herausforderungen als Frau in dieser männerdominierten Branche habe ich eigentlich nicht erfahren. Mehr Diskussionspotenzial gab meine Teilzeitanstellung, da ich an zwei Tagen in der Woche meine Tochter betreue», erzählt Bettina Weishaupt. Gemeinsam mit vier weiteren, langjährigen Mitarbeitenden lenkt sie nun die Geschicke des Unternehmens. Zudem ist sie Mitglied des Verwaltungsrats und sorgt dafür, dass die Philosophie der Familie Weishaupt weiterhin im Unternehmen spürbar ist. Die Firmenübernahme hat vor allem organisatorische Aufgaben mit sich gebracht: Die internen Strukturen und Verantwortlichkeiten mussten angepasst werden, da das Unternehmen von ihrem Vater als Hauptperson geführt wurde. Sein starkes Vertrauen in die neu geformte Geschäftsleitung war zentral für den Erfolg. Für die Zukunft sieht Bettina Weishaupt vor allem Risiken im Fachkräftemangel: «Der Handwerkerberuf wird nicht so stark geschätzt, wie er es eigentlich sollte. Umso mehr freut es uns, dass wir aktuell sechs grossartige Lernende haben».

Volkswirtschaftsdepartement Kanton Appenzell Innerrhoden

Das Volkswirtschaftsdepartement (VD) beschäftigt sich mit volkswirtschaftlich relevanten Themen wie Arbeit, Öffentlicher Verkehr, Wirtschaftsförderung und Regionalpolitik, Grundbuch und Handelsregister und ist somit dienstleistungsorientiert. Die Mitarbeitenden des Departements setzen sich für die Innerrhoder Bevölkerung und Wirtschaft ein. Ziel ist die nachhaltige Stärkung und Entwicklung des Wohn-, Arbeits- und Wirtschaftsstandorts Appenzell I.Rh.

Zum Unternehmensprofil

Ähnliche Beiträge

Arbeit // Kanton Appenzell Innerrhoden

INOS Erfolgsgeschichte – die Wyon AG

Bitte benutzen Sie einen moderneren Browser