Lebensmittel als Leidenschaft
Wie dynamisch das Schweizer Berufsbildungssystems ist, zeigt das Beispiel von Simon Haas. Als es bei ihm in der Sekundarschule um die Berufswahl ging, war er erstmal ratlos. Schon immer hatte er ein Interesse für Lebensmittel. Er wuchs in einer ehemaligen Bäckerei auf und seine Grosseltern stammen aus Bäckerfamilien. Diese Branche war ihm bestens vertraut und so absolvierte er nach der obligatorischen Schulzeit eine Lehre zum Bäcker-Konditor-Confiseur EFZ.
Bereits während der Lehre stellte Simon aber fest, dass er sich beruflich noch einen Schritt weiterentwickeln möchte. Im Anschluss erhielt er die Möglichkeit, während sechs Monaten in Peru in drei unterschiedlichen Schulen als Fachlehrer für Bäckerei-Konditorei zu arbeiten. Hier gab er seine fachlichen und handwerklichen Fähigkeiten weiter und erkannte, dass es in der Welt der Lebensmittel noch viel mehr zu lernen und verstehen gibt. Während seines Auslandaufenthaltes meldete er sich deshalb für die technische BMS an, mit dem Ziel ein Studium zum Bachelor of Science in Food and Beverage Technology ZHAW zu absolvieren. Dieses schloss er im Sommer 2020 erfolgreich ab.
So überrascht es auch nicht, dass gewisse Freuden erst im Verlauf des Berufsweges erkannt wurden. «Eigentlich war ich mit Fremdsprachen stets auf Kriegsfuss. In Peru war ich aber auf spanische Sprachkenntnisse angewiesen und entwickelte eine grosse Freude am Lernen der Sprache. Ein schöner Nebeneffekt: Auch Englisch und Italienisch fiel mir anschliessend deutlich leichter» erläutert Simon Haas.
Heute arbeitet er bei der Brauerei Locher AG als Stellvertretender Leiter Lebensmittelproduktion und Entwicklung. Sein ursprünglicher Plan, seine Bachelorarbeit in Südamerika zu schreiben, fiel 2020 ins Wasser. Der Stellenmarkt war ausgetrocknet. Die Brauerei Locher konnte Simon in dieser Zeit einen Übergangsjob anbieten, bis er seine Bachelorarbeit finalisiert hatte. Nach dieser Zeit wurde ihm sogleich sein aktueller Job angeboten. Obwohl Simon auch für andere Arbeitsorte offen gewesen wäre, freut er sich darüber, dass er mit seiner Ausbildung in seiner Heimat Appenzell eine spannende Anstellung gefunden hat und sein Know-how hier einbringen kann.
Rückblickend war die Lehre für Simon ein optimaler Start ins Berufsleben. Sie öffnete ihm verschiedene Türen und Perspektiven, brach ihm durch den fachbezogenen Unterricht die Freude an der Schule zurück und schliesslich konnte er auch während seines Studiums viele handwerkliche Grundlagen in die Praktika integrieren. Ein Projekt war zu Beispiel die Entwicklung eines Brotes aus Kaffeesatz. Aktuell absolviert er den CAS Food Business Management an der ZHAW. Und auch den Schritt zum Masterstudium hält sich Simon noch freudig offen. «Man hat eben nie ausgelernt», meint er Augenzwinkern.