Volkswirtschaftsdepartement Kanton Appenzell Innerrhoden

Die Kraft der Masse

Projekt-Finanzierung mittels Crowdfunding liegt im Trend: Beim Crowdfunding wird ein Projekt mit einer Vielzahl von Kapitalgebern (Crowd) finanziert. Anstelle eines herkömmlichen Kredits, der von einer einzelnen Privatperson oder Institution gewährt wird, wird so die Kraft der Masse aktiviert.

Die Hochschule Luzern publiziert jährlich einen Crowdfunding Bericht, welcher die aktuelle Entwicklung dieser Finanzierungsart aufzeigt. Die Zahlen der vergangenen Jahre verdeutlichen, dass Crowdfunding an enormer Bedeutung gewonnen hat. So wurden 2019 knapp 600 Millionen Schweizer Franken vermittelt. Es ist davon auszugehen, dass auf Grund der Corona-Pandemie die Zahlen für die vergangenen und kommenden Monate nochmals stark steigen werden. Dies vor allem deshalb, weil einige bestehende Crowdfunding-Plattformen spezielle Initiativen gestartet haben, um KMU und selbständig Erwerbende zu unterstützen. Andererseits werden auch immer wieder neue Plattformen entwickelt.

Für jedes Projekt die richtige Plattform

Aktuell existieren in der Schweiz rund 30 aktive Crowdfunding-Plattformen. Diese unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Ausrichtung teilweise stark. So konzentriert sich beispielsweise splendit.ch ausschliesslich auf die Finanzierung von Aus- und Weiterbildungen. Studierende können über die Plattform mit Investoren in Kontakt treten, welche eine sinnvolle Art der Geldanlage suchen. Bei der Plattform «I believe in you» dreht sich hingegen alles um das Thema Sport. Hier finden ambitionierte Nachwuchssportler Geldgebende, welche an deren Karrierechancen glauben. Zudem arbeitet die Plattform mit verschiedenen Sport-Partnern zusammen, welche die aufgeschalteten Projekte unterstützen. Die aktuell grösste Plattform der Schweiz ist wemakeit.ch. Einzelpersonen, Start-Ups und Organisationen können ihr Projekt aufschalten und nach Spendern suchen. Allerdings werden – wie bei fast allen Crowdfunding-Plattformen – Gebühren fällig, falls ein Projekt erfolgreich finanziert werden kann. Diese betragen bis zu 10 Prozent von der gesammelten Summe. Eine gebührenfreie Alternative ist lokalhelden.ch, welche von Raiffeisen ins Leben gerufen wurde. Allerdings ist diese Plattform nur für Projekte mit einem gemeinnützigen Ziel zugänglich.

Vielfältige Finanzierungsformen

Aus dem klassischen Crowdfunding haben sich weitere Schwarmfinanzierungsformen etabliert. So ist oft von Crowdsupporting die Rede. Die Unterstützenden erhalten für ihren «Support», also ihren finanziellen Beitrag, eine einmalige Gegenleistung. Diese ist meist von symbolischer Natur und entspricht nicht dem exakten Gegenwert der Spende. Dazu gehört beispielsweise die Namensnennung auf einer Spendentafel. Beim Crowddonating hingegen wird keine Gegenleistung erbracht; es handelt sich hierbei um das klassische Sammeln von Spenden für gemeinnützige Organisationen. Diese sammeln meistens über ihre eigenen Kanäle Geld, wobei es auch Plattformen wie ica-reforyou.ch gibt, welche sich auf solche Projekte spezialisiert haben. Eine spannende Finanzierungsform für Start-Ups ist das Crowdinvesting. Die Investierenden erhalten als Gegenleistung für ihren Beitrag eine Beteiligung am Unternehmens-erfolg. Auch in der Immobilienbranche sind vermehrt Crowdfunding-Plattformen zu finden, in denen die Investierenden zu Mitinhabenden der Immobilie werden. Beim Crowdlending werden Darlehen an Private oder Unternehmen vermittelt; es handelt sich also um eine Kreditvergabe ohne die Beteiligung einer Bank.

Projektstarter aus Oberegg

Heinz Sonderegger von der Firma Sonderegger Automation GmbH hat selbst bereits einige Crowdfunding-Projekte finanziell unterstützt und deshalb beschlossen, für seine Idee ein eigenes Projekt zu starten. «Die Unordnung in meiner Werkstatt hat mich auf die Idee gebracht, einen magnetischen Halter für Spraydosen herzustellen. So können Dosen aller Art an diversen Oberflächen befestigt werden und rauben keinen Platz auf der Werkbank. Den ersten Halter habe ich mit einem 3D-Drucker hergestellt. Einige Kollegen waren von der Idee begeistert und bekundenden ihr Interesse an meinem System». Heinz Sonderegger informierte sich im Internet, ob es bereits ein ähnliches Produkt gibt, konnte aber nichts Entsprechendes finden. Nach einer Patentrecherche beim IGE in Bern entschloss er sich, seine Idee selbst zum Patent anzumelden.

Bild: Heinz Sonderegger

Damit nun die Massenproduktion des MagSnapper starten kann, hat er sein Projekt auf kickstarter.com gestellt, der weltweit grössten Crowdfunding-Plattform. «Mein Ziel ist es, mindestens 30 000 Euro zu sammeln. Mit diesem Betrag kann ich das Spritzwerkzeug beschaffen, welches ich für die Produktion des Dosenhalters benötige. Zudem wäre so ein Teil der Ausgaben für die Entwicklung, das Patent, die Kickstarter-Kampagne inklusive deren Gebühren, die Montage-Vorrichtungen, das Herstellen und Zusammenbauen der Dosenhalter sowie der Versand gedeckt». Als Gegenleistung erhalten die Geldspender je nach Betrag einen oder mehrere MagSnapper geliefert.

Bild: Magsnapper

Zahlung nur bei Erfolg

Das Projekt wird während etwa 40 Tagen auf der Plattform aufgeschaltet sein. Sollte das Finanzierungsziel nicht erreicht werden können, gilt die Kampagne als gescheitert. In diesem Fall erfolgt keine Abbuchung der zugesicherten Spenden – die Unterstützer bezahlen also nur, wenn ein Projekt erfolgreich finanziert werden kann. Sollte dies bei Heinz Sonderegger passieren, würde er für den MagSnapper wahrscheinlich keine andere Finanzierungsform suchen. «Wenn ich mein Ziel nicht erreiche, ist das dann wohl ein Indiz, dass doch zu wenig Interesse am Produkt vorhanden ist. Entsprechend würde ich nochmals eingehend prüfen, ob ich das Projekt wirklich weiterverfolge». Damit das gar nicht erst geschieht, wird er im persönlichen und geschäftlichen Umfeld Werbung für sein Projekt machen und auch die Sozialen Medien für mehr Präsenz nutzen.

 

Text: Katia Wyss

Volkswirtschaftsdepartement Kanton Appenzell Innerrhoden

Das Volkswirtschaftsdepartement (VD) beschäftigt sich mit volkswirtschaftlich relevanten Themen wie Arbeit, Öffentlicher Verkehr, Wirtschaftsförderung und Regionalpolitik, Grundbuch und Handelsregister und ist somit dienstleistungsorientiert. Die Mitarbeitenden des Departements setzen sich für die Innerrhoder Bevölkerung und Wirtschaft ein. Ziel ist die nachhaltige Stärkung und Entwicklung des Wohn-, Arbeits- und Wirtschaftsstandorts Appenzell I.Rh.

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