Die wilden Ostschweizer Sportvereine
In keiner anderen Region der Schweiz gibt es so viele Sportvereine auf 1’000 Einwohner wie im Wilden Osten. Und gar jeder dritte Ostschweizer resp. jede dritte Ostschweizerin ist Mitglied in einem – auch das ist Schweizer Rekord. Die Vereinsfülle im Wilden Osten ist hochattraktiv, schafft Integration und Freunde fürs Leben. Ein Blick auf fünf aussergewöhnliche Ostschweizer Sportvereine, die wilder nicht sein könnten.
3’000 Sportvereine gibt es in der Ostschweiz. Grosse, kleine, erfolgreiche und erfolglose. Die bekannten schaffen es in die Presse, doch viele führen ein Schattendasein. In diesem Artikel zeigen wir diese Perlen – und damit aussergewöhnliche Sport-Tipps im Wilden Osten.
Ein Verein für die kräftig gebauten
Vor 57 Jahren wurde in Mosnang einer der erfolgreichsten Seilziehclubs der Schweiz gegründet. Bis heute ist das kleine Örtchen im Alttoggenburg das Mekka der Freunde des Tauziehens. Der Fachkräftemangel scheint allerdings auch in Mosnang angekommen zu sein. Unlängst war zu lesen, dass der Mangel an etwas «kräftigeren gebauten Athleten» im Seilziehclub Mosnang bestehen bleibt. So musste der Cheftrainer bei der Saisonplanung die Gewichtsklasse Herren 640kg streichen. Ein Entscheid, der dem Seilziehclub «Moslig» ausserordentlich schwergefallen sei. Darum, starke Fachkräfte: Macht euch auf den Weg ins Probetraining – allein die Aussicht auf das Alpsteinmassiv ist atemberaubend. Um sich mit den Allerbesten der Welt zu messen, bleiben noch sechs Jahre Trainingszeit übrig. Im Jahre 2028 nämlich wird Mosnang die Seilzieh-Weltmeisterschaften in St.Gallen organisieren. Der unbestrittene Höhepunkt der Vereinsgeschichte.
Die Lustigen (oder jene, die es werden wollen)
Lachen als Sportart? Warum nicht – immerhin betreibt der Körper beim Lachen Hochleistungssport: Vom Gesicht bis zum Bauch sind beim Lachen fast 300 verschiedene Muskeln beteiligt. Lachclubs oder Lach-Yoga Clubs gibt es im Wilden Osten einige – zum Beispiel der Lachclub Chur oder jener in Gamprin. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Denn sind wir ehrlich: Auch wenn es uns nicht immer darum ist, wir sollten alle viel mehr lachen. Auch über uns selbst! Aber wie schafft man es, mehr Lachen in das eigene Leben zu integrieren? Es ist ganz einfach, wie man auf den Internetseiten der Lachclubs lesen kann. Wir müssen uns zunächst dazu zwingen. Denn wissenschaftlich ist es belegt, dass unser Körper nicht zwischen einem anfänglich gekünstelten und einem echten Lachen unterscheiden kann. Fake it until you make it! Durch die Trainingseinheiten in den Lachclubs wird daraus schnell ein echtes und ansteckendes Lachen. Ein solcher Lachclub ist was für Herz, Geist und Seele! Tretet bei und lacht, was das Zeug hält.
Für die grossgewachsenen Fachkräfte
Unsere nächste Sportart, Korbball, richtet sich an die grossen Wesen im Wilden Osten. Vielleicht habt ihr bereits mal Basketball, Eishockey oder Volleyball gespielt. Das sind die Sportarten, bei denen Körpergrösse gefragt ist. Im südlichsten Zipfel des Kantons Thurgau, im Tannzapfenland, treffen sich die gross gewachsenen Ausnahmetalente im Korbball. Der STV Dussnang Oberwangen betreibt seit vielen Jahrzehnten ein entsprechendes Team. In den Blütejahren spielten die Herren gar um den Aufstieg in die zweithöchste Liga der Schweiz. Ausdauer, Balltechnik, Passen, Wurf, Spiel und Taktik stehen im Korbball im Vordergrund. Natürlich soll es aber auch nicht an der Geselligkeit fehlen. Wer Freude am temporeichen Ballspiel hat, sollte sich dieses Mannschaftserlebnis nicht entgehen lassen. Der Erfolg bleibt allerdings seit Längerem aus: Aktuell findet man das Team auf dem vorletzten Platz der 1. Liga wieder. Deshalb: Korbball- Fachkräfte sind in Dussnang dringend gefragt.
Etwas für die konzentrierte Gemütlichkeit
Kommen wir zu einer Sportart für die Beizensportler unter uns. Das aus dem Italien-Urlaub bekannte Boccia-Spiel vereint Wurfgeschick, Konzentrationsfähigkeit und den guten Gleichgewichtssinn. Mit der Einwanderung der Italiener in der 60er Jahren wurde Boccia auch bei uns beliebt und bekannt. Vor 44 Jahren beispielsweise wurde der Boccia Club Schönenberg im Bezirk Weinfelden gegründet. Zurzeit spielen beim BC Schönenberg 14 Aktiv-Mitglieder, die ihre Kugeln unter Wettkampf-Bedingungen möglichst dicht an der kleinen Zielkugel platzieren. Die Mitglieder setzen sich je hälftig aus Italienern und Schweizern zusammen. Der Nachwuchs sei immer schwieriger zu finden, liest man auf deren Internetseite. Etwas mehr Presse würde ihnen guttun. Da helfen wir vom Wilden Osten gerne mit. Man soll schliesslich zusammenhalten, wenn es um die Besetzung von Spezialisten im Wilden Osten geht.
Für die geselligen Fachkräfte
Im Wissen um den Stellenwert von König Fussball haben wir abschliessend noch einen Geheimtipp für die Hobby-Kicker unter den Fachkräften. Vergiss den FC St.Gallen, den FC Wil 1900 oder den FC Rapperswil-Jona. Geh in die Provinz Fussball spielen, beispielsweise zum FC Niederstetten 1950. Nieder… was? «Stetten» ist ein kleines, verschlafenes Dorf zwischen Wil und St.Gallen mit dem wohl kleinsten Fussballverein im Wilden Osten. Die Einwohnerzahl des Dörfchens entspricht in etwa der Mitglieder im Fussballverein. Dass im idyllischen «Stetten», wie es die Kicker liebevoll nennen, überhaupt gekickt wird, würde bei der Durchfahrt niemandem in den Sinn kommen. Der Fussballplatz liegt beschaulich an der Thur und die Umkleidekabine in der einzigen Beiz des Dorfes, der Traube. Fussballerisch liegen die goldigen Jahre, als man um den Aufstieg in die 2. Liga spielte, schon etwas zurück. Die fussballerischen Fachkräfte planen anderswo ihre Karrieren. Die Stetter Kicker sind vielmehr für ihre Geselligkeit bekannt. So würdigte der Schweizer Musiker Dabu Fantastic den Verein in seinem Lied, miin Ort, wie folgt: «I däm Dorf woni härchumä isch dä Fuässballclub schwach. Doch wänn dä spielt dänn isch mär glich deet, für sonä Wurscht und chli Klatsch». Niederstetten ist ein Verein für jene Fachkräfte, die es besonders gemütlich mögen.
Fazit: Sportvereine gibt es im Wilden Osten zuhauf. Viele davon sind richtige Perlen. Sie leben selten von der Action auf dem Feld, sondern von den Feinheiten auf und neben dem Platz. Man muss ich nicht wie ein Irrer konzentrieren, um ja nichts zu verpassen. Für die Beobachtung des Spiels bleibt Zeit. Die entspannte Atmosphäre macht es aus. Und wer die Regeln beim Korbball, Boccia oder Seilziehen nicht kennt, kann sich einfach an die anderen Zuschauer wenden. Denn familiär sind sie, die Sportvereine im Wilden Osten.