Gut zu wissen

Philosophieren zum Wochenstart

Die Idee stammt aus Dornbirn und hat 2014 auch in St.Gallen Fuss gefasst: Die Veranstaltungsreihe «Montagsforum» geht gesellschaftlichen Fragen auf den Grund. Geschäftsführerin Carolin Güssow verrät mehr über die Hintergründe.

Die interdisziplinäre Vortragsreihe zu einem Themenzyklus jeweils am Montagmorgen im St.Galler Pfalzkeller heisst «Montagsforum». Die gesellschaftlich relevanten Themen umfassen auch persönliche Ratschläge und tragen zum Erkenntnisgewinn des «Grossen und Ganzen» bei.

Carolin Güssow ist Geschäftsführerin des Vereins. Sie hat mit «Die Ostschweiz» über das Montagsforum gesprochen.

Frau Güssow, das erste Montagsforum fand 2014 statt. Was ist das Montagsforum genau und wie kam es zu dieser Veranstaltungsreihe?

2013 kam Elgar Fleisch, Professor an der Universität St. Gallen, auf Franz Jaeger und mich zu und erzählte vom Montagsforum im österreichischen Dornbirn. Ich war eine langjährige Mitarbeiterin von Franz Jaeger, und wir waren damals am Institut für die Weiterbildung an der HSG tätig. Elgar Fleisch war im Montagsforum Österreich als Referent aufgetreten und sein Bruder besuchte schon viele Jahre begeistert dieses Format. Wenn er pensioniert wird, möchte er auch so ein Forum besuchen, aber in St.Gallen, sagte Elgar Fleisch. Deswegen sei jetzt die Zeit, das Montagsforum in St.Gallen aufzubauen und zu etablieren und ob wir dabei wären. Wir waren etwas überrumpelt, und ich fragte vorsichtig nach, was das Montagforum genau sei.

Das Montagsforum ist eine interdisziplinäre Vortragsreihe am Montagmorgen mit anschliessender Diskussion. Austausch und Begegnung bei Kaffee und Gipfeli kommen nicht zu kurz. Das Forum ist kostenpflichtig und in Dornbirn mit sage und schreibe 700 (!) Zuhörenden je Morgen natürlich selbsttragend. Ich war von Anfang aus drei Gründen überzeugt:

  • Bei etwas Neuem von ganz Anfang dabei sein, es aufzubauen und natürlich ev. Erfolg haben, ist eine grosse Chance.
  • Lebenslanges Lernen, Horizonterweiterung – nicht in seiner Filterblase verweilen – tolle ReferentInnen hören und aussuchen dürfen, sind alles schon fast Privilegien, die nicht jeder bekommt.
  • Menschen treffen, in Austausch sein, ist ein ganz entscheidender Beitrag zu meiner Lebensqualität. Ohne Menschen gehe ich ein wie eine Pflanze ohne Wasser.

Wir starteten im Februar 2014 zum Thema «Leben in veränderten Gesellschaften einer globalisierten Welt – auf der Suche nach Sinn, Orientierung und einem künftigen Weg» – heute sind sie Titel etwas kürzer: Ewig leben oder lieber gesund sterben, Generationenverantwortung, Liebe, Innovation, Kunst und Architektur, Macht in diesem Herbst. Ich bin immer noch mit Herz dabei und mache so lange weiter, wie ich mich am Montagmorgen freue, in den Pfalzkeller zu gehen.

Wie finanziert sich das Montagsforum?

Maximal 40 Prozent all unserer Ausgaben können wir durch unsere Eintritte finanzieren. Die Corona-Pandemie hat uns zugesetzt. Sponsor- und Stiftungsbeiträge und Zahlungen von Mäzenen tragen den Rest. Wir zehren immer noch vom grosszügigen Sponsoring der Raiffeisen Bank und den Beiträgen der Familie Lienhard in den ersten fünf bis sechs Jahren. Ich kann hier nicht alle Sponsoren nennen, aber für jeden einzelnen Beitrag sind wir sehr dankbar. Bei jedem grösseren Betrag rechne ich immer hoch, für wie viele Semester es noch reicht.

Wie viele Veranstaltungen gibt es denn pro Jahr?

In der Regel sieben pro Semester, also 14 im Jahr. Manchmal gibt es eine Sonderveranstaltung.

Wer ist der oder die typische Besucher oder Besucherin des Montagsforums?

Interessierte, offene Menschen, manch eine bekannte Persönlichkeit ist dabei, sowie alle, die Lust haben, zu lernen und sich auszutauschen. Durch den Montagmorgen sind es natürlich überwiegend Personen aus dem Alterssegment 60+. Wir haben eine treue Hörerschaft. Wir ziehen gleichermassen Männer wie Frauen an. Sogar aus Österreich kommen Gäste. Auch regelmässige Onlinebesucher haben wir.

Gab es in der ganzen Veranstaltungsreihe ein Referat, das Ihnen besonders gut in Erinnerung geblieben ist? Und warum?

Oh je, einige Referate haben mich tief beeindruckt. Da möchte ich keins nennen. Aber ich kann ihnen sagen, welche Referierenden die meisten Besucher hatten: Natalie Knapp, Philosophin, Giovanni Majo, Medizinethiker und Erich Gysling, Journalist. Doch, ich nenne Ihnen einen Liebling: Clemens Sedmak, Philosoph und Theologe. Es gibt keinen besseren Vortragenden mit so viel tiefgehenden Inhalt und soviel Charme und Demut.

Sie haben es bereits erwähnt: Bei der aktuellen Serie wird es um das Überthema «Macht» gehen. Welche Facetten dieses umfangreichen Themas werden da beleuchtet?

Allgegenwärtigkeit von Macht, organisiertes Verbrechen, die Macht des Geldes, die Macht der Medien, Macht und Populismus bzw. die Körperinszenierung von Populismus, die helle und dunkle Seite der Macht aus psychologischer Sicht, Volksherrschaft und Privateigentum.

Können die Veranstaltung einzeln besucht werden oder bauen sie aufeinander auf?

Sie können einzeln besucht werden. Jeder Vortrag ist ein eigenes Highlight, so zumindest ist das Ziel. Es gibt eine Tageskasse.

Können Sie schon sagen, um welches Thema es bei der nächsten Veranstaltungsreihe gehen wird?

Das wird erst am Ende des Semesters verraten. Dafür müssen Sie zumindest in das letzte Montagsforum am 21. November kommen… (lacht)

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