Clientis Bank Oberuzwil

«Geld beruhigt … mehr nicht»

Geld verleiht Macht, sichert Wohlstand und bietet Freiheit, sagen die einen. Geld verhunzt den Charakter, die anderen. Heute sprechen wir über Geld. Und zwar mit einem, der es wissen muss: Adrian Müller leitet seit 20 Jahren die Geschicke der Clientis Bank Oberuzwil – das neueste Mitglied der Initiative Wilder Osten. Ein Gespräch über Geld, Glück und Fachkräfte.

Adrian, Testfrage zu Beginn: Was ist auf der 50er Note abgebildet?

Keine Ahnung … müsste ich das wissen?

Ich dachte nur: Banker und Scheine, das sei eine innige Beziehung. Welchen Bezug hast du zu Geld?

Sagen wir es mal so: Geld beruhigt und ermöglicht einen gewissen Wohlstand. Gleichzeitig plädiere ich für den sorgsamen Umgang mit Geld. Nicht knausrig, aber mit einem respektvollen Bewusstsein für die Verteilung. Geld kann ein Seelenverderber sein. Das sieht man immer wieder.

Womit hast du dein erstes Geld verdient?

Als Telefonjunge bei dem Ostschweizer Treffpunkt schlechthin: Der Olma Halle 7. Wenn das Telefon im Hallenbüro klingelte, durfte ich den Standbetreibern die empfangene Nachricht übermitteln. 800 Franken kriegte ich dafür. Mit dem Geld kaufte ich mir einen Radiowecker.

Als junger Ökonom bist du ins Bankenbusiness eingestiegen und arbeitest nun seit 33 Jahren für die Clientis Bank Oberuzwil. Hat sich die Bedeutung von Geld in diesen Jahren verändert?

Ich würde schon sagen. Bei vielen Menschen hängt der Lohn Ende Monat nicht mehr mit der unmittelbaren Existenz zusammen, man ist risikofreudiger, macht stressfreier Schulden. Ein Treiber ist unser Vorsorgesystem. Man ist im Alter weniger abhängig vom Ersparten. Früher arbeitete man daran, dass man im Alter möglichst viel Geld bei Seite hat. Heute stellt man sich die Frage, wie man die Kinder frühzeitig begünstigen kann. Das Vermögen der Eltern und Erbschaften spielen im Leben von jungen Erwachsenen eine entscheidende Rolle. Sie führen insgesamt zum sorgloseren Umgang mit Geld.

Zurück ins Heute: Hat im Wilden Osten Geld einen anderen Stellenwert als in der übrigen Schweiz?

Möglicherweise hat man noch mehr Freude am Bargeld. Wir haben immer noch einen regen Geldverkehr am Schalter und Automaten. Von den bargeldlosen Filialen wie in einigen Städten sind wir ein Stück weit weg.

Wie wichtig ist Geld resp. das Salär bei der Suche nach Fachkräften?

Junge Fachkräfte suchen primär eine erfüllende, sinnstiftende Arbeit. Natürlich haben sie auch eine klare Vorstellung an ihr Salär – diese Erwartungen kann unsere Bank meist erfüllen. Zum Glück: Weil wir nicht ohne sie können, sie aber ohne uns. Eine rare Spezies halt …

Spitzt sich der Fachkräftemangel auch bei euch zu?

Das berufliche Angebot für Finanzspezialisten resp. Ökonomen ist riesig und die Zahl der Abgänger begrenzt. Die letzten Jahre haben wir pro Stelle maximal drei Bewerbungen erhalten. Auch Lernende zu finden, wird immer schwieriger.

Im Osten wie in der übrigen Schweiz?

Ja, und bei uns als Regionalbank auf dem Lande im Wilden Osten sind Karriere- resp. Aufstiegsmöglichkeiten beschränkt. Wir bilden viele junge Menschen aus, die am Beginn der beruflichen Laufbahn stehen und sich entwickeln möchten. Die Besten sind oft die illoyalsten, weil ihnen die (Finanz)-Welt offensteht.

Und dennoch habt ihr sehr viele treue Mitarbeitende. Womit punktet ihr?

Wir sind ein KMU: Eine kleine, eigenständige Bank mit viel Gestaltungsmöglichkeiten. Jeder bleibt ein Stück weit Generalist – und bekommt die wertvolle Sichtweise auf die Gesamtbank. Bei uns bekommt man einen stärkeren Bezug zu Geld. Was wir ausgeben, muss wieder rein. So ist man näher beim Erfolg und spürt, was man dazu beigetragen hat. Dies ist unser Wettbewerbsvorteil. Verbunden mit der Arbeit in einem grossartigen Team und einer wunderschönen Region.

Wir brauchen noch einen Titel für das Interview. Welche Bedeutung hat Geld?

Geld beruhigt … mehr nicht. Apropos: Mir ist eingefallen, was auf der 50er Note abgebildet ist. Eine verblühte Löwenzahnblüte. Leben kommt, Leben geht. Wie auch das liebe Geld.

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